Die üblichen Verdächtigen (John Ottman) - Filmmusik-Betrachtung



                                                                                        Trailer



Die üblichen Verdächtigen (engl.: "The usual suspects") ist ein Film von Bryan Singer aus dem Jahre 1995. Er gilt als ein Meilenstein des Kriminalfilms, auch wenn er einem breiten Publikum nicht wirklich bekannt wurde. Die schauspielerischen Leistungen gestalten sich durchweg herausragend, besonders hervorzuheben sind allerdings diese von Kevin Spacey und Benicio del Toro. Für die Musik engagierte Singer den US-amerikanischen Filmkomponisten John Ottman, welcher sich auch für den Schnitt verantwortlich zeigte. Im Grunde genommen ist die Arbeit einer Person an Musikkomposition und Schnitt eine hervorragende Sache, da so bestimmte Dinge besser aufeinander abgestimmt werden können. In diesem Fall hat sich dies absolut gelohnt.


Anleihen bei Jerry Goldsmith und Dave Grusin


Der Soundtrack besteht im Großen und Ganzen aus zwei verschiedenen Hauptmotiven. Das Erste wird gleich zu Beginn des Filmes gespielt. Die Melodie übernimmt ein Klavier; die Begleitung vor allem Streicher, welche stetig zwischen zwei variierten Tönen wechseln. Es kommt mystisch, bedrohlich, aber nicht zu beängstigend daher. Es hat im Grunde genommen etwas von dem Basic Instinct-Thema von Jerry Goldsmith.
Das zweite wichtige Motiv findet sich vor allem in Szenen, welche mit der Planung oder Ausführung von Jobs in Verbindung stehen. Dieses legt nicht so viel Wert auf harmonische oder melodische, sondern vielmehr auf rhythmische Aspekte. In erster Linie ist es der Rhythmus, der es markant macht. Auch hier drängt sich der Vergleich mit einem, zu dieser Zeit bereits veröffentlichten, Soundtrack auf: Die Firma. Der Track "Mud Island Chase" aus Dave Grusins Werk kommt auffallend ähnlich daher.


Die letzte Szene: eine Offenbarung


Eine der herausragendsten Szenen des gesamten Filmes findet sich ganz am Ende. Und die musikalische Untermalung trägt in hohem Maße zu deren Intensität bei. Es ist die Szene, in welcher alles, was man glaubte zu wissen, auf den Kopf gestellt wird. Sie ist konzipiert wie ein einziger Fluss, welcher einen aufsaugt und mitzieht; mit einer Kraft, die einem das Mark gefrieren lässt. Und die Musik dazu ist unfassbar treffend. Sie nimmt dabei Anleihen beim "Aquarium" aus "Der Karneval der Tiere" von Saint-Saens. Ein Klavier läuft im Arpeggio auf und ab. Streicher spielen eine mystische Melodie. Es ist wie als würde man in einen Strudel gezogen. Schon allein wegen dieser Musik am Ende, kann ich diesen Soundtrack einfach nur wärmstens empfehlen, wenn man auch sagen muss, dass er seine volle Kraft wirklich erst im Film entfaltet. Wie bereits angedeutet, nimmt er einige Anleihen aus bereits bestehenden Werken; was man ihm vielleicht als Schwäche auslegen kann. Aber die Anpassung an das Bildmaterial ist so perfekt gelungen, dass man wirklich den Hut ziehen muss...


Special: Filmausschnitt aus dem Ende des Films

In dem folgenden Clip kann man noch einmal genau den Einsatz der Filmmusik bewundern. 



Bei 1:36 setzt das Motiv ein, welches sehr dem Aquarium von Saint Saens ähnelt. Es bildet den Rahmen für ein unglaubliches Ende. Das Mysteriöse löst sich auf und das Unglaubliche wird wahr. Bei 2:18 kommt die Erkenntnis auch für den Zuschauer endgültig. Und die Musik trägt mit ihren hohen Streichern dazu bei.
Ein gewisser Bruch findet sich bei 2:37. Die Musik zieht sich zurück. Die Stimme von Spacey sagt: "And after that, my guess is, you'll never hear from him again". Dann setzt eine Flöte ein, gefolgt von einem Cello, welches das erstgenannte, oben erwähnte Hauptmotiv spielt. Man hätte in dieser Szene auch einfach die Musik sich weiter steigern lassen können bis zum Schluss. Einfach das Aquarium weiterplätschern lassen. Aber Ottman entscheidet sich für einen sehr viel dezenteren, unaufdringlicheren Abschluss. Eine große Szene...


Unterstütze Film und Musik. Beginne deinen Einkauf bei Amazon hier:

1 Kommentar:

  1. Wirklich eine tolle Beschreibung.. und ja es ist einer der besten Filme der 90er.. und Singer/Ottman ist ein wirkliches perfekt aufeinander abgestimmtes Zweiergespann.. was davor und danach noch einige sehr gute Filme bewiesen haben.

    AntwortenLöschen