Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (John Williams) - Filmmusik-Betrachtung



                                                                                       Trailer



Indiana Jones und der letzte Kreuzzug ist ein Film von Steven Spielberg aus dem Jahre 1989. In den Hauptrollen finden sich Harrison Ford und Sean Connery. Der Film stellt den dritten Teil der Tetralogie dar und ist musikalisch der vielleicht beliebteste. Wie üblich zeichnete sich John Williams dafür verantwortlich.


Es finden sich einige neue Themen und Motive gegenüber den Vorgängern


Neben dem bekannten Raiders-March finden sich in diesem Score einige neue Themen, darunter eines für den heiligen Gral, eines für Jones Vater und ein Nazi-Thema. Dazu gibt es zahlreiche Unterthemen und -motive. Der Soundtrack hat in seiner Gesamtheit eine beträchtliche Länge, die selbst auf dem Expanded Set von 2008 nicht komplett abgedeckt wird. Es sollen hier die wichtigsten Themen anhand zweier Filmabschnitte besprochen werden.


Ein humorvoller Ritt auf dem Motorrad


Zuerst soll es um die Verfolgungsjagd der beiden Joneses im Motorrad gehen, welche auf dem Album mit "Scherzo for Motorcycle and Orchestra" überschrieben wurde. Auffällig ist, dass das Stück für sich allein als Suite sehr gut stehen kann, aber auch im Film hervorragend funktioniert; teilweise in Mickey-Mousing-Manier. Zu erwähnen ist, dass Film- und Album-Version leicht voneinander abweichen.
Die Musik des Albums beginnt einzusetzen, als die beiden sich im Turmzimmer in einer Sackgasse wähnen. Wir hören Staccato- und Pizzicato-Streicher, die dann von hohen Holzbläsern ergänzt werden, welche das Scherzo-Motiv andeuten, während Indiana (Harrison Ford) durch die Gegend rennt und davon redet, dass irgendwo ein Geheimgang sein müsse. Jones Sr. (Sean Connery) lässt sich daraufhin, mit der Aussage, dass er sich normalerweise nur hinsetzen müsse, damit sich ein Problem löse, in einen Schaukelstuhl fallen, womit tatsächlich ein Mechanismus ausgelöst wird, der eine Wendeltreppe nach unten hervorbringt. Diese rumpelt Indiana erst einmal hinunter, währenddessen die Holzbläser weiterhin munter ihr Motiv trällern
Es folgt darauf eine neue Szene, in der Indiana gezeigt wird, wie er am Bootssteg des Schlosses ankommt, nicht begeistert ist, dass da wieder Boote auf ihn warten (er hatte in Venedig zuvor mit diesen nicht die besten Erfahrungen gemacht) und nach einer Alternative sucht. Er läuft auf die Kamera zu und als er in Nahaufnahme zu sehen ist, hat die Musik eine Zäsur und man sieht das Funkeln in seinen Augen, welches klar macht, dass ihm eine Idee gekommen zu sein scheint. Er rennt zu einem der Boote und löst die Leine. Sein Vater schmeißt ihm dessen Koffer zu (kurzes Arpeggio der Holzbläser nach oben) und fragt, ob das wieder einmal einer der üblichen Indiana-Tage sei. Er bekommt diesen wieder zurückgeworfen mit der Aussage, dass dieser Tag besser sei als die meisten (Arpeggio nach unten). Indiana schmeißt den Motor an, steigt aus und lässt das Boot fahren. Inzwischen haben Trompeten das voller gewordene Hauptmotiv übernommen, während Indiana an der Kamera vorbei aus der Szene hechtet und sein Vater, laut fragend, warum sie nicht das Boot nähmen, hinterher läuft.
Es folgt ein Schnitt in Bild wie auch Ton. Die Verfolger sind im Turmzimmer angekommen, was mit Pauken und Posaunen untermalt wird. Sie sehen die Wendeltreppe und laufen sie hinunter. Unten angekommen erspähen sie das fahrende Boot bereits in der Ferne. Der Ober-Nazi befehligt alle Soldaten in ein anderes Boot, während die Kamera bereits nach links abschweift, wo mit einem Mal, lautstark vom Raiders-March begleitet, aus einer Kiste die zwei Joneses auf einem Motorrad gejagt kommen und an den verdutzten Verfolgern vorbeirasen. Während sich zwei hinzugekommene Soldaten vorm Überfahren ins Wasser retten, werden alle anderen zusammengebrüllt und in den nächsten Wagen beordert.
Dann ein Schnitt. Der Raiders-March ist schon wieder abgeklungen. Die beiden Joneses werden von vorn in halbnaher Einstellung gezeigt, wie sie mit dem Motorrad fahren. Indiana freut sich noch über die gelungene Aktion, während sein Vater nicht amüsiert dreinschaut. Dieses Muster wiederholt sich im Übrigen im ganzen Film immer wieder und darf als Hinweis auf eine Vater-Sohn-Beziehung gedeutet werden, die sich als schwierig gestaltet: Der Sohn versucht den Vater immer wieder zu beeindrucken, ohne jedoch dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Aber gut, wir sind hier nicht auf der Couch.
In jedem Fall ist diese kurze Szene mit unbestimmter Actionmusik unterlegt. Dann erscheinen, hinter den beiden, Nazis auf Motorrädern, und mit ihnen das Nazi-Motiv.
Von nun an hat das Ganze, für filmmusikalische Verhältnisse, etwas von einem Musikvideo. Wir hören das Scherzo und dazu gibt es passendes Bildmaterial. Die Nazis setzen ihre Motorradbrillen auf und auf geht's. Indiana versucht alles, damit sie heil da durch kommen, während Jones Sr. hauptsächlich damit beschäftigt ist, Aktenkoffer und Mütze festzuhalten und seinen Sohn immer wieder böse anzugucken, wenn dieser mal wieder einen zu starken Schlenker macht. Hin und wieder wird ein Nazi vom Gefährt gestoßen, was mit Fanfaren beleitet wird. Dazu durchzieht das Scherzomotiv die gesamte Sequenz. Die Musik durchläuft dabei das gesamte Orchester. Das Ende vom Lied ist, dass Indiana auch den letzten Nazi zu Fall bringt, lacht, zu seinem Vater schaut, und dieser ihn nur böse anguckt und dann gelangweilt an seiner Uhr herumdreht.


Der Gralsritter und die Erleuchtung


Der zweite Ausschnitt der hier betrachtet werden soll ist die zugleich letzte Szene des Films. Sie beginnt mit dem Sturz Elsas in den Abgrund. Gleichzeitig ist dies der Beginn des letzten Tracks auf dem 1989er Album. Zuerst hört man, mit der Trompete gespielt, das Thema, welches immer wieder erscheint, wenn es um Vater und Sohn geht. Jones Sr. hält Indiana fest, welcher versucht an den Gral zu gelangen. Ersterer sagt dann zu letzterem er solle den Gral gehenlassen, was dieser dann auch tut. Als Indiana nach oben gezogen wird, erscheint sein Marsch kurz durch Trompete angedeutet. Dann erblickt Jones Sr. den Gralsritter, wie er ihn ansieht und langsam die Hand hebt. Dazu hört man das Thema, welches mit Jones Sr. assoziiert zu sein scheint. Begleitet von diesem verlassen die beiden stürmisch die Höhle. Dann folgt ein Schnitt nach Draußen, wo zu sehen ist, wie die Joneses durch den Ausgang gerannt kommen. Die Musik wird langsam leiser und geht in das Gralsthema über. Indiana fragt Jones Sr. was er durch diese Suche nach dem heiligen Gral gefunden habe. Dieser antwortet, dass er glaube, er habe Erleuchtung erfahren. In diesem Moment setzt der Raiders-March ein. Es folgt eine belanglose Unterhaltung, welche dann in einen Ritt durch Schluchten und folgend die untergehende Sonne übergeht. Mit diesem Bild der vier Reiter endet der Film auch.

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