Das Piano (Michael Nyman) - Filmmusik-Betrachtung


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Trailer zu Das Piano



Das Piano ist ein Film von Jane Campion aus dem Jahre 1993- für den Michael Nyman (Link: Höre Filmmusik von Michael Nyman auf Amazon) die Filmmusik komponierte. In den Hauptrollen finden sich Holly Hunter, Harvey Keitel und Sam Neill. Auf zahlreichen Festivals wurde Das Piano mit Preisen bedacht. Dabei erfuhren insbesondere die schauspielerische Leistung von Holly Hunter, aber auch die Filmmusik weitreichende Anerkennung. Es handelt sich um Nymans wohl bekanntestes Werk und man darf bei Das Piano guten Gewissens von einem Meilenstein in der Geschichte der Filmmusik sprechen.



Was Neuseeland und Frankreich gemein haben


Die Filmmusik zu Das Piano ist extrem vielfältig gestaltet. Es finden sich reine Klavierpassagen, Stücke, in denen Streicher dominieren, Abschnitte, die vor allem von Holzbläsern gestaltet werden, und teilweise werden diese Elemente auch miteinander verwoben. Besonders bekannt ist die Filmmusik zu Das Piano sicher durch die eindrucksvollen Klavierinterpretationen. Die Darstellerin Holly Hunter spielte diese Filmmusik übrigens selbst ein. Im Grunde genommen schlagen sie in dieselbe Kerbe, wie Die fabelhafte Welt der Amélie (Link: Höre die Filmmusik bei Amazon) von Yann Tiersen es später auch tat: Es handelt sich um fließende, eher moll- als Dur-lastige Filmmusik - Kompositionen, die vor allem durch aufgebrochen gespielte Akkorde imponieren. Dabei gibt es bestimmte Töne, die besonders gern genutzt werden, um diesen sehr emotionalen Klang zu erzeugen, der sowohl die Filmmusik zu Das Piano, als auch die zu Die fabelhafte Welt der Amélie ausmacht.



Was Das Piano und Die fabelhafte Welt der Amélie gemein haben


Als Referenz sollen hier die Stücke "My heart asks for pleasure first" aus der Filmmusik zu Das Piano und die Klavierversion des Amélie-Walzers aus der Filmmusik zu Die fabelhafte Welt der Amélie genommen werden. Beide sind in a-moll verfasst, auch wenn der Amélie-Walzer mit einem d-moll-Akkord beginnt. Nimmt man die Hauptharmonien beider Filmmusik - Stücke zusammen, so kommt man zu folgender Aufstellung: a-moll, d-moll, F-Dur, G-Dur, C-Dur und, speziell in Das Piano, D-Dur und E-Dur. Alle diese Tonarten sind aus der klassischen Harmonielehre heraus recht leicht erklärbar: a-moll als Grundtonart; d-moll als moll-Subdominante, F-Dur als deren Paralleltonart; G-Dur als Paralleltonart der moll-Dominante, C-Dur als Paralleltonart von a-moll; D-Dur und E-Dur als Dur-Subdominante und -Dominante der Grundtonart. Soweit so gut. Der besondere Klang dieser Filmmusik - Stücke entsteht aber nicht aus den Harmonien allein. Mozart nutzt in seinem Requiem diesbezüglich ähnliche Muster, wie sie in Das Piano vorkommen.



Was moderne emotionale Klavierstücke gemein haben


Ein Punkt ist, wie bereits erwähnt, dass man die Akkorde offen spielen muss, damit dieser markante Fluss entsteht, in dem man sich verlieren kann und der sowohl die Filmmusik zu Das Piano, als auch diese zu Die fabelhafte Welt der Amélie ansmacht. Und dazu kommt der Einsatz ganz spezifischer Töne innerhalb jeder Tonart. Neben den klassischen Dreiklangbestandteilen sind das die folgenden Elemente: das h bei a-moll; das e bei d-moll, das e bei F-Dur, das e bei G-Dur und das h bei C-Dur.  D-Dur und E-Dur werden in dieser Art der Filmmusik relativ rein gespielt. Versucht man ein Muster zu finden, welchem sowohl Das Piano, als auch Die fabelhafte Welt der Amélie folgen, so sieht man, dass bei den Paralleltonarten C-Dur und a-moll das h, und bei den Paralleltonarten F-Dur und d-moll das e im Vordergrund steht, also jeweils die große Sekunde in der moll- und die große Septime in der Dur-Tonart. Dazu kommt der Einsatz der großen Sexte in G-Dur. An dieser Stelle kann man sich natürlich fragen, ob es sich nicht eher um die Umkehrung eines e-moll-Septakkords handelt. Was hier weder Michael Nyman in seiner Filmmusik zu Das Piano noch Yann Tiersen in Die fabelhafte Welt der Amélie nutzen, ist das e-moll, welches sich unter Anderem im reinen Quartakkord (mit dem a) passend einfügen ließe.



Was Das Piano und Die fabelhafte Welt der Amélie nicht gemein haben


Falls der Eindruck entstanden sein sollte, Das Piano und Die fabelhafte Welt der Amélie seien ähnliche Filme, so soll das hier korrigiert werden. Bei Das Piano handelt es sich um ein äußerst ernstes, bedrückendes, teilweise sogar düsteres Werk, während Die fabelhafte Welt der Amélie zwar auch schwierige Themen behandelt, aber diese dennoch immer wieder mit einem Augenzwinkern betrachtet. Die Ähnlichkeiten, welche hier beschrieben sind, beziehen sich ausschließlich auf den Stil der Klavierkompositionen in Das Piano und der Amelie. In diesem Zusammenhang könnte man beispielsweise auch die Kompositionen von Ludovico Einaudi, welche in der Filmmusik zu Ziemlich beste Freunde (Link: Höre die Filmmusik bei Amazon) genutzt wurden, nennen, da ihnen ein ähnliches Erfolgsrezept zugrunde liegt.



Was minimalistische Stücke gemein haben


Und es gibt noch andere Punkte, welche Das Piano von Die fabelhafte Welt der Amélie musikalisch klar voneinander abgrenzen: die Orchesterstücke. Diese zeigen besonders eindeutig den Einfluss, welchen Minimalisten wie Philipp Glass oder Steve Reich auf Michael Nyman und seine Filmmusik hatten. Im Übrigen geht der Begriff "Minimalismus" auf Nyman selbst zurück, denn in seiner Zeit als Musikwissenschaftler, nahm er ihn als Erster im Zusammenhang mit Musik in den Mund. Die Orchesterstücke der Filmmusik aus Das Piano sind, wie für den Minimalismus typisch, geprägt von Motivrepititionen verschiedenster Art. Oft wird ein Motiv lange Zeit gespielt und nur die zugehörige Harmonik darunter verändert sich. Diese Art von Musik muss man sicher mögen und sie dürfte der Teil der Filmmusik zu Das Piano sein, welcher am ehesten Dispute bezüglich seiner Qualität unter Hörern auslösen könnte.



Warum es gemein wäre, Michael Nyman bei Das Piano fehlende Kreativität vorzuwerfen


Zuletzt noch zwei Dinge, die durchaus Interesse wecken könnten. Zum einen ist da die, wohl nicht ganz zufällige, Ähnlichkeit des Klavier-Hauptthemas aus der Filmmusik zu Das Piano mit dem schottischen Traditional "Gloomy Winter's Noo Awa'" (Link: Hörbeispiel bei Youtube). Zum Anderen soll hier noch auf eine Aufnahme der Konzert-Version von 2005 in London hingewiesen werden, da dem ein oder anderen die Original-Aufnahmen der Filmmusik zu Das Piano mit den Münchner Philharmonikern eventuell etwas zu kratzig daherkommen; besonders die Streicher betreffend. In diesem Zusammenhang erscheint die neuere Version etwas ausgewogener.
Alles in allem ist die Filmmusik zu Das Piano allerdings, Version hin oder her, absolut empfehlenswert, da wirklich viele wunderschöne Passagen zu hören sind. Trotz des Fakts, dass das Hauptthema nicht allein aus Michael Nymans Feder stammt, muss man doch sagen, dass gerade die Version "My heart asks für pleasure first" in der Begleitung der Melodie wahnsinnig ergreifend daherkommt; wie auch der größte Teil des Gesamtwerks.



Special: Filmmusik-Videoanalyse







Special: A clip from the movie


Hier eine der drastischsten Szenen aus Das Piano, untermalt mit dem Klavier-Hauptthema aus der Filmmusik.




Vergleiche Preise bei Amazon und Ebay


Zum Schluss hier noch zwei Links zu Amazon und einer zum Preisvergleich zu Ebay.
Besonders empfehlenswert ist die DVD-Edition zu Das Piano von Arthouse. Auf dieser findet sich unter Anderem die komplette Filmmusik integriert, dazu gesellen sich zahlreiche Interviews und ein Making of (Link: Das Piano in der Arthouse-Premium-Edition bei Amazon).
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