Die Bourne Identität (John Powell) - Filmmusik-Betrachtung




Trailer


Die Bourne Identität ist ein Film von Doug Liman aus dem Jahre 2002, mit Matt Damon, Franka Potente und Chris Cooper in den Hauptrollen. Es handelt sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Ludlum. Bei einem Budget von 60 Millionen Dollar und einem weltweiten Einspielergebnis von 214 Millionen Dollar kann der Film, finanziell gesehen, als außerordentlicher Erfolg eingestuft werden. Auch die Kritiken fielen überwiegend positiv aus. Für die Musik engagierte man den, zu dieser bereits recht bekannten, englischen Komponisten John Powell (Link: Höre Musik von John Powell bei Amazon).



Wer bitte ist Howard Scarr?


Powell, der akademisch ursprünglich in den Fächern Viola und Komposition ausgebildet wurde, legt hier ein Werk vor, welches außer einem recht dünn besetzten Streicherensemble, einem Fagott und einem Klavier keinerlei klassische Instrumente enthält. Für den Rest der Atmosphäre sorgen Synthesizerklänge verschiedenster Art. Interessant ist die Frage, inwiefern der Komponist diese komplett unabhängig hervorgebracht hat; ob er vom Oszillator bis zum fertigen Produkt alle Schritte selbst gegangen ist; für jeden Sound. Sollte dies der Fall sein, so kann man durchaus von einer Leistung sprechen. Denn die Synthesen sind teilweise wirklich äußerst faszinierend gestaltet. Über sie erklärt sich wohl unter Anderem auch der verhältnismäßig große kommerzielle Erfolg des Soundtrack-Albums. Zweifel an dem allumfassenden Sounddesign sind deshalb nicht unangebracht, weil Hans Zimmer (Link: Höre Musik von Hans Zimmer bei Amazon) beispielsweise einen Haus-Sounddesigner hat: Howard Scarr. Dieser ist für einen Großteil der letzten Zimmer-Soundtracks mitverantwortlich. Und Powell als Teil der "Remote-Control-Selbsthilfegruppe", wie Spielberg die Zimmer-Schmiede wohl einmal genannt haben muss, wird möglicherweise zum Teil auf ähnliche Mittel wie der Pate zurückgreifen.



Ein Motiv - zwei Tonarten


Zuerst etwas zum "Main Title". Er enthält zwei Motive; eines für ruhige und eines für hektischere Momente. Ersteres ist gleich am Anfang des Films durch ein Fagott und Streicherbegleitung, in Cis-Dur, zu vernehmen. Die Tonart findet hier explizit Erwähnung, da sie gegenüber dem Track auf dem Album um eine kleine Sekunde nach oben verlagert wurde; dort hört man den "Main Title" nämlich in C-Dur. Über die Gründe kann kann man nun mutmaßen. Eine Möglichkeit wäre, dass so eine intensivere Übereinstimmung mit den sonstigen Geräuschen und/oder der Sprache der Darsteller ermöglicht wurde. Das Motiv beginnt in Dur und wechselt dann in die grundtonübereinstimmende Molltonart: wahlweise also in Cis- oder C-moll. Als markantes Intervall in der Melodie findet sich die kleine Sexte, welche gerade das Mystische der Anfangsszene gut herausstellt. Auch der Wechsel von Dur zu moll unterstützt diesen Aspekt. Dieses Motiv findet seine zweite wichtige Erwähnung in der Rückblende, als Bourne Wombosi auf dem Schiff erschießen will und durch die anwesenden Kinder daran gehindert wird. Auf dem Album hört man dieses Motiv außerdem in den Tracks "The Bourne Identity" und "Bourne gets well".



Ein zweites Motiv und ein Thema, das nicht wirklich eines ist


Das zweite wichtige Motiv, welches ebenfalls im "Main Title", ab 1:09, zu hören ist, findet seinen Einsatz vor allem in aktionistischen Szenen des Films. Harmonisch unterscheidet es sich nicht signifikant von dem anderen Hauptmotiv. Man findet auch hier den Hang zur kleinen Sexte, kombiniert mit wahlweise reiner oder übermäßiger Quarte. Es hat einen treibenden, unablässig fortschreitenden Charakter und beschreibt gut die Rastlosigkeit mit der Jason durch die Gegend laufen muss, um nicht aufgespürt zu werden. Auf dem Soundtrackalbum kommt es als Teil der folgenden Tracks vor: "At the farmhouse", "At the bank" und "Hotel Regina".
Als Rätsel ohne klare Lösung kann man den Track "Jason's Theme" empfinden, denn weder ist ein klares Thema aus diesem herauszuhören, noch gibt es auf dem Album irgendeinen Hinweis auf eine ähnliche Tonfolge. Wenn man dies als Thema bezeichnen will, so finden sich fast in dem gesamten Track drei rhythmisch halbwegs auffällig aufeinander folgende Töne in ständiger Wiederholung. Es klingt wie ein kurzes musikalisches Statement, aber die Bezeichnung Thema erscheint mir hier irreführend.



Filmmusik darf man auch unabhängig vom Film genießen


Wie schon erwähnt, handelt es sich hierbei um einen Soundtrack, welcher vor allem Sound-Tüftler ansprechen dürfte. Auch für Menschen, die mit gängiger Filmmusik nicht so viel anfangen können, könnte er interessant sein. Es liegt nahe, dass letztere Gruppe für den relativ großen Erfolg des Albums so mitverantwortlich ist. Im Großen und Ganzen gibt es wenige Soundtracks, die über ein film(musik)begeistertes Publikum hinaus Interesse wecken. Titanic, Braveheart, Schindlers Liste, Die fabelhafte Welt der Amélie oder Moulin Rouge gehören dazu. In diese Kategorie des Erfolgs lässt sich Die Bourne Identität sicher nicht einordnen, aber Powell hat es geschafft, eine Kompositionen vorzulegen, die einem breiteren Klientel zumindest näher bringt, dass es so etwas wie Original-Filmmusik überhaupt gibt und dass diese, auch für sich allein stehend, durchaus ihren Reiz haben kann.



Special: Clips from the movie


Ab 2:16 hört man hier das aktionistische Motiv. Ab 2:23 wird dann durch Streicher das ruhigere Motiv darübergelegt. Letzteres wird sehr schnell wieder herausgenommen, während Ersteres immer mehr in den Vordergrund rückt. Die Möglichkeit der Verschmelzung beider Melodien zeigt ihre enge Verwandtschaft miteinander. 



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