Armageddon (Trevor Rabin) - Filmmusik-Betrachtung


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Trailer zu Armageddon


Armageddon ist ein Film von Michael Bay aus dem Jahre 1998. Die Kritiker schwankten in ihren Äußerungen zwischen grandios bis desaströs, je nachdem welche Aspekte betrachtet wurden. Insbesondere die schauspielerischen Leistungen (Bruce Willis, Ben Affleck, Liv Tyler) wurden sehr negativ bewertet, während die technische Umsetzung fast durchgängig Lob erfuhr. Da der Film eine gehörige Prise US-Vaterlandsliebe beinhaltete, meckerten viele Europäer über ihn, gingen aber trotzdem ins Kino. Bay selbst äußerte sich zur Frage der Oberflächlichkeit seiner Werke mit der Aussage, dass er Filme für Jungs im Teenageralter mache und dies auch nicht als Verbrechen ansähe. Tatsächlich muss man wohl sagen, dass männliche Personen dieser Altersgruppe normalerweise nicht Wes-Anderson-Filme schauen (sehen wir einmal von Berlin-Prenzlauer Berg ab), sondern eben Filme über Helden, die großes bewirken. Wenige junge Männer identifizieren sind mit brilletragenden Pfadfindern, die kleiner sind als ihre Freundin, sondern sie wollen einmal starke Männer sein, die im Leben stehen. Unter diesem Aspekt betrachtet machen Michael-Bay-Filme mit Sicherheit Sinn. Da natürlich die musikalische Untermalung dementsprechend pompös sein musste, ist es nicht überraschend, dass Trevor Rabin einen Soundtrack komponierte, der vor Kitsch und Epik nur so strotzt.


Die Ursprünge Trevor Rabins


Trevor Charles Rabin wurde am 13.01.1954 in Johannesburg/Südafrika geboren. Nachdem er mit der Band "Rabbitt" in Südafrika lokal recht bekannt wurde, ging er nach England, wo er eine Solokarriere startete. Diese verlief recht vielversprechend und Rabins Musik wurde als "charttauglich" eingestuft. Dies führte dazu, dass Rabin über die Zeit zunehmend Begehrlichkeiten weckte und letzten Endes bei der Reformierung der Gruppe "Yes" eine entscheidende Rolle spielte. Er führte diese als Liedschreiber im Jahre 1983 zu ihrem erfolgreichsten Album "90125" und bekanntesten Hit "Owner of a lonely heart". Später stieg er ins Filmgeschäft ein und komponierte mit Con Air (1997) seinen ersten großen Soundtrack. Sein Stil ist dabei größtenteils "charttauglich" geblieben. Rabin liebt Synthesizer, epische Musik und kann in die Remote-Control-Productions-Szene um Hans Zimmer eingeordnet werden. Rabin ist insbesondere durch seine Zusammenarbeiten mit Jerry Bruckheimer in den späten 90ern berühmt geworden. Seine drei bekanntesten Soundtracks sind wohl neben Con Air Der Staatsfeind Nummer 1 und Armageddon.



Im Schatten von Aerosmith 

Den meisten Menschen dürfte musikalisch im Zusammenhang mit Armageddon wohl nur "I don't want to miss a thing" von Aerosmith in den Sinn kommen. Das Musikstück, welches von Diane Warren geschrieben wurde, stellte gleichzeitig einen der größten Hits der Gruppe dar. In den Charts befand es sich wochenlang auf dem ersten Platz. Im Film hört man es neben einer kurzen Szene in der Mitte des Films ausschließlich im Abspann. Anders als in Filmen wie beispielsweise Titanic ("My heart will go on") oder A beautiful mind ("All love can be"), beide von James Horner komponiert, bestehen keine nennenswerten Zusammenhänge zwischen der eigentlichen Filmmusik und dem Titelsong.


Emotionen pur

Rabin macht mit diesem Werk keinen Hehl daraus, dass es ihm nicht vordergründig darum ging, einen unglaublich tiefgründigen oder verzweigten Soundtrack zu komponieren (dies gilt auch für viele andere seiner filmmusikalischen Beiträge). Armageddon wirkt nicht auf intellektueller Ebene, die Musik beinhaltet keine umfangreichen Gedankenexperimente oder Allegorien; sie wirkt direkt und ohne Umschweife. Die Themen und Motive sind harmonisch einfach angelegt, ohne besonderen Extravaganzen, ohne viele Schnörkel. Sie klingen nach: "Wir packen's an! Ohne Wenn und Aber! Wir fragen uns nicht, ob es gut ist, die Erde zu retten, ob sie ohne den Menschen vielleicht besser dran wäre; Wir packen's einfach an!" Es geht um den Kampf zwischen Gut und Böse. Das Böse, der Asteroid, will alle Menschen auslöschen und wir kämpfen dagegen an. Und in diesem Unterfangen, ein solches Szenario imponierend auf die Bildfläche zu bringen, unterstützt Trevor Rabin's Musik Michael Bay's Vision hervorragend.


Ein Hauptthema der Menschlichkeit

Im Grunde genommen gibt es in Armageddon nur ein Hauptthema. Der Begriff der Menschlichkeit geht nicht auf Rabin selbst zurück, kann aber durchaus hier verwendet werden, da das Thema in allen möglichen Situationen, in denen es um Liebe und Zusammenhalt geht, zu vernehmen ist. Es besteht aus mehreren Untereinheiten und ist am besten zusammenhängend im Track "Armageddon Suite" zu vernehmen, auch wenn dieser nicht unbedingt die besten Performances des Gesamtalbums enthält.
Abgesehen von den humoristischen Abschnitten des Films, welche recht umfangreich eingestreut wurden und am Ehesten in den "Western-Tracks" (z.B. "Oil Rig", "Finding Grace" oder "Armadillo") widergespiegelt werden, kann als musikalischer Gesamtüberblick der Track "Long Distance Goodbye/Landing" empfohlen werden. Nach einer kurzen Actionsequenz, welche für Armageddon recht typisch ist, kann man den ersten Abschnitt des Hauptthemas vernehmen. Ab 2:32 hört man kurz ein Triumph-Motiv, welches hin und wieder auf dem Album erscheint, sehr eindrucksvoll insbesondere in der Szene als AJ zu Harry stößt. Ab 2:58 ist dann der zweite Teil des Hauptthemas im Fokus, welcher tendenziell vor allem mit der Menschheit als Gesamtes assoziiert zu sein scheint. Teil 1 wird eher in Situationen verwendet, in denen einzelne Menschen auftreten. Einen Wechsel gibt es dann noch einmal bei 3:26, wo im Film zu sehen ist, wie der holprige Eintritt in die Atmosphäre vonstatten geht. Ab 3:47 hört man wieder Teil 1 des Hauptthemas in sehr triumphaler Version, welcher ab 4:33 wieder in Teil 2 übergeht. Bei 5:24 ist sogar noch einmal zwischenzeitlich Teil 1 zu vernehmen.  Man sieht also schon allein in dieser sechsminütigen Endsequenz wie eng die zwei Teile miteinander verknüpft sind. "Long Distance Goodbye/Landing" geht im Film dann direkt in den Abspann und "I don't want to miss a thing" über, was jedoch auf dem Album nicht der Fall ist.


Polarisierung auch beim Soundtrack

Sieht man sich beispielsweise die Sternvergabe bei Filmtracks.com an, so fällt auf, dass der Soundtrack vom Publikum fast genauso viele 5er- wie 1er-Bewertungen erhalten hat. Es scheint eine ganz klare Geschmackssache zu sein, ob man ihn mag oder nicht. Tendenziell kann man vielleicht sagen, dass Hans-Zimmer-Remote-Control-Productions-Fans (damals noch Media Ventures) am Ehesten auf ihre Kosten kommen sollten. Mag man ausgefeilte kompositorische Strukturen á la John Williams, so dürfte man eher enttäuscht werden. Wie der gesamte Film, ist auch die Filmmusik im Pop-Bereich einzuordnen; und dies sollte man sich in jedem Fall klarmachen, wenn man den Soundtrack hört.



Special: Clip from the movie

Hier hört man nahezu durchgängig den zweiten Teil des Hauptthemas.




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